Anna Rüttgers hat uns ihre ersten Eindrücke aus Argentinien per E-Mail übermittelt:
5.11.08
So, mittlerweile bin ich fast 2 Monate hier und es wird so langsam mal Zeit, dass ich euch erzähle, was ich hier so treibe. 😉 Es ist fast schon schwer sich an die ersten paar Tage zu er-innern, weil ich hier schon sooo viel erlebt habe.
Aber fangen wir am Besten mit der Anreise an: Am 22. August um 21:31 h bin ich in Buenos Aires gelandet und genau um 21: 47 Uhr habe ich argentinischen Boden betreten. =) Nach einer Nacht in Buenos Aires bin ich dann am nächsten Morgen weiter nach Cordoba geflogen, wo mich meine Gastmama und mein Gast-bruder ganz herzlich empfangen haben. Ca. 3 Stunden später waren wir dann in Las Acequias und ich habe auch den Rest der Familie kennen gelernt.
Ich könnte mir wirklich keine bessere Gastfamilie vorstellen! Ich verstehe mich mit allen su-per gut! Meine Gastfamilie sind: meine Mama, Ana Lia, mein Vater, Ruben, mein Gastbru-der, Lautaro, mein Gastschwester, Aylen, die nur am Wochenende hier ist, weil sie in einer andern Stadt zur Schule geht, und die im Januar für ein Jahr nach Deutschland geht, und mein anderer Gastbruder, Pablo, der aber nicht mehr zu Hause wohnt und nur manchmal da ist.
In meinem Dorf, das ganze 2800 Einwohner fasst, fühle ich mich auch total wohl. Alle sagen zwar immer „Oh mein Gott“ und „Du Arme“, wenn sie hören, dass ich in so einem kleinen Dorf lebe, aber ich finde es echt total schön, weil man jeden kennt und dass einfach alles viel familiärer ist und so. Außerdem kommt’s immer drauf an, was man daraus macht und ich ma-che das beste Jahr meines Lebens daraus!!! 😉
Zur Mentalität kann ich nur sagen, dass es wirklich viiiiiel herzlicher ist. Was einem dazu als erstes auffällt, ist natürlich, dass sich hier alle mit einem Küsschen auf die Wange und einer Umarmung begrüßen. Aber auch sonst sind die einfach viel lebenslustiger und herzlicher. Man ist auch tagsüber eigentlich nie alleine, sondern immer mit ganz vielen Leuten zusam-men und macht immer irgendwas. Es ist nicht so, dass man sich, wie bei uns oft die Jugendli-chen, zum „Gammeln“ trifft oder so, sondern es wird immer irgendwas unternommen. Ich weiß gar nicht so richtig, wie ich das erklären soll, aber es ist einfach total anders.
Die Schule hier ist totaal anders als in Deutschland – alleine darüber könnte ich 5 Seiten schreiben, aber das will ich euch ersparen, also fasse ich es nur zusammen. 😉 Das ist alles viel ungeregelter als bei uns. Die ganze Stunde über rennen alle Leute durch die Klasse und unterhalten sich mit irgendwem, so etwas wie eine Sitzordnung gibt es gar nicht – jeder setzt sich einfach immer da hin, wo er gerade sitzen will. Die Lehrer haben auch irgendwie über-haupt keine Kontrolle über die Schüler und umgekehrt die Schüler nicht wirklich Respekt vor den Lehrern. Manchmal kriege ich gar nicht wirklich mit, dass der Lehrer Unterricht macht und da bin ich nicht alleine. Manchmal komme ich mir echt so vor wie in so einem Film, wo alle mit Papierfliegern oder Kreide oder sonst was rumwerfen und durch die Klasse schreien und der Lehrer verzweifelt um Ruhe bittet – und das ist nicht übertrieben.
Für mich ist es hier zwar ganz schön so, weil es lustiger ist, aber meine ganze Schulzeit würde ich so nicht verbringen wollen. Ich habe auch irgendwie ein bisschen Angst davor, bei uns in die Oberstufe zu gehen, nachdem ich ein Jahr hier in der Schule war. ;-P Das einzige, wo alle immer total diszipliniert sind, ist beim Fahnen-Hissen morgens. Da stellen sich alle Klassen geschlechterweise in Reihen auf und zwar innerhalb weniger Sekunden, (was in Deutschland nie klappen würde) und dann hissen zwei Schüler die argentinische Fahne, während die ar-gentinische Nationalhymne gespielt wird und dann wird noch gemeinsam mit dem Direktor, der auch gleichzeitig Priester ist, gebetet, bevor es in die Klassen und zum Unterricht geht.
Die letzten 2 Wochen war ich mit Rotary auf Süd-Tour, wo wir ganz Patagonien gesehen ha-ben. Das war totaaal schön. Auch darüber könnte ich einen ganzen Aufsatz schreiben, aber ich versuche mich kurz zu fassen. 😉
Wir waren unterwegs mit 49 Austauschschülern aus der ganzen Welt. Das war echt krass, wenn man sich vorstellt, dass in einem Bus Leute aus ca. 20 verschiedenen Ländern der Welt saßen.
Als erstes sind wir nach Puerto Madryn gefahren, wo wir Pinguine, Seelöwen, Seeelefanten und Wale (!) gesehen haben. Das war echt total beeindruckend – wir haben eine Bootstour gemacht und da sind 3 Orcas nicht mehr als 5 m von unserm Boot entfernt geschwommen!!! Danach ging es dann weiter nach El Calafate, wo wir AUF der drittgrößten Gletscherplatte der Welt waren. Das war echt eins der Highlights der Tour. Das war sooo schön! Ich habe noch nie so klares und blaues Wasser gesehen und die verschiedenen Eisschichten und Glet-scherspalten – einfach total geil!! Von El Calafate aus sind wir dann nach Ushuaia gefahren. Das ist das südlichste Dorf der Welt! Das ist echt beeindruckend, wenn man bedenkt, WIE weit aus dem Norden der Welt ich komme, und ich war im südlichsten Dorf der Welt!! Das ist echt krass! Danach ging es noch in 3 andere Städte – unter anderen nach Bariloche. DIE Par-tystadt Argentiniens und bekannt dafür, dass sie die beste Schokolade Argentiniens (viele Argentinier sagen auch: der Welt, aber an Milka kommt sie nicht ran!! 😉 )herstellt und auch total viele schöne Seen hat. Nachdem wir ca. 8000 km im Bus zurückgelegt haben, sind wir dann wieder zu Hause angekommen. Das war echt eine superschöne Tour und ich freue mich auch schon total auf die Tour durch den Norden Argentiniens, die wir im März machen wer-den.
Das war noch lange nicht alles, was ich bis jetzt erlebt habe, aber ich werde jetzt trotzdem mal aufhören, sonst fangt ihr noch an zu schielen. ;-P Ich werde euch bestimmt weiterhin auf dem Laufenden halten!! 😉
Ich vermisse euch alle total!!
Liebe Grüße von der andern Seite der Welt
un beso
Anna